Perspektive von Zehn- bis Zwölfjährigen auf Online-Angebote und -Risiken

Perspektive von Zehn- bis Zwölfjährigen auf Online-Angebote und -Risiken

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Welche Online-Angebote Zehn- bis 14-Jährige favorisieren und welche Online-Risiken sie im Blick haben, ist Gegenstand des ACT ON!-Monitorings. Die Ergebnisse der ersten beiden Projektjahre (2015/2016) zeigen, dass diese Heranwachsenden eine breite Palette von Online-Angeboten und Apps nutzen und in Bezug auf Risiken weniger naiv sind, als häufig angenommen.

Die Zehn- bis 14-Jährigen befinden sich im Übergang zwischen Kindheit und Jugend, ihre Bedürfnisse und Medienvorlieben wandeln sich in diesem Altersabschnitt rasch und differenzieren sich je nach Entwicklungsstand und Interessenlagen weiter aus. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sie sich den Online-Angeboten für Kinder weitgehend entwachsen fühlen.

Kommunikationsangebote = Must-Haves

ACT ON! Schlussreport 2016Während Kinderseiten in den Befragungen der Zwölf- bis 14-Jährigen nicht mehr unter den Must-Haves auftauchen, spielen sie bei den Zehn- bis Zwölfjährigen hauptsächlich im Bereich der auf Wissen ausgerichteten Angebote eine Rolle. Ansonsten sind für diese jüngere Gruppe Messenger und Chats (WhatsApp, Skype, Snapchat), Soziale Netzwerke und Blogs (Facebook, Twitter), Foto- und Videoplattformen (YouTube, Instagram) und natürlich Games die angesagten Online-Angebote. Das bedeutet jedoch doch nicht immer, dass sie diese selbst nutzen oder dort aktiv posten. Twitter besitzt beispielsweise ein hohes Renomée in der Altersgruppe, ohne dass die Kinder dort sehr aktiv wären. Denn wenn es darum geht, was online wichtig ist, orientieren sie sich neben der Peergroup auch an Prominenten, etwa an YouTube-Stars, die auffordern: „Folgt mir auf Twitter!“ Diejenigen, die daraufhin die entsprechenden Twitter-Kanäle abonnieren, folgen ihrem Bedürfnis, mit den Stars in Kontakt zu stehen.
Die Konjunkturen im Auf und Ab der Medienangebote, so etwa der Abstieg von Facebook, werden von den Heranwachsenden wahrgenommen, vor allem die Älteren (Zwölf- bis 14-Jährigen) verfolgen entsprechende öffentliche Diskussionen. Formale Voraussetzungen, z. B. ob sie selbst das Alter erreicht haben, das diejenigen Online-Angebote, die sie gern nutzen wollen, in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen voraussetzen, nehmen sie entweder gar nicht wahr oder erachten sie subjektiv als nicht relevant. Gleichzeitig sehen sie die Online-Welt aber durchaus als Welt mit Risiken und Stolpersteinen.

Online-Risiken bekannt

Die Ergebnisse zur Perspektive der Zehn- bis 14-Jährigen auf Online-Risiken zeigen sehr eindrücklich, dass diese keineswegs so risikofreudig sind wie manchmal suggeriert wird und sie durchaus Interesse an ihrem Schutz vor Online-Risiken haben. Dabei nehmen sie vor allem jene Risiken in den Blick, die ihren Persönlichkeitsschutz, Technik (z. B. Viren und Schadprogramme) sowie Kostenfallen und Werbung betreffen. Gerade bei den Jüngeren spielen Kosten eine große Rolle, denn deren Vermeidung ist für die Taschengeldabhängigen wichtig. Umso mehr fürchten sie einerseits Kostenfallen und beschäftigen sich andererseits mit verlockenden Gratisangeboten, die nicht immer vertrauenswürdig sind. Aber auch technische Risiken wie Viren und Schadprogramme, die die Funktionsfähigkeit der teuren Online-Geräte beeinträchtigen könnten, sorgen für Verunsicherung. Offensichtlich erkennbar ist ein großer Orientierungsbedarf der Kinder, der nur ansatzweise über das soziale Umfeld oder Massenmedien befriedigt wird. Im Gegenteil: So manche ursprünglich korrekte Information zu Online-Risiken wird durch die Peerkommunikation und Soziale Netzwerke zum fehlleitenden Gerücht.

Kinder spielen auf einem Smartphone/ Bild: find-das-bild.de/Michael SchnellGerade diese Risiken nehmen sie als miteinander vernetzt wahr. Sie können diese Risiken durchaus beschreiben, haben gleichzeitig aber zu wenig Wissen, um in ihrem Medienhandeln die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Die grundsätzlich hohe Motivation der Heranwachsenden sich mit Online-Risiken auseinanderzusetzen, bietet gute Voraussetzungen, um angepasste medienpädagogische Strategien zu entwickeln.

Einzelheiten zu den Ergebnisse finden sich den Short Reports und dem Abschlussreport aus der Projektphase 2015/2016.

Short Report Nr. 1 (11/2015) liefert Einschätzungen der Zwölf- bis 14-Jährigen zu den angesagten Online-Angeboten

Short Report Nr. 2 (2/2016) analysiert die Wahrnehmung von Online-Risiken durch Zwölf- bis 14-Jährige

Short Report Nr. 3 (9/2016) widmet sich der Sicht der Zehn- bis Zwölfjährigen auf YouTube-Stars, Games und Kosten

Der Schlussreport (12/2016) enthält die angebots- und risikobezogene Perspektive der beiden Altersgruppen im Vergleich und beschreibt den Orientierungsrahmen der Heranwachsenden. Er bündelt die bisherigen Ergebnisse und diskutiert medienpädagogische Konsequenzen

Die Reports sind zu finden unter:

http://jugendkonferenzen.de/act-on/

sowie

http://jugendkonferenzen.de/act-on/monitoringstudie/